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Entstehungsursachen für Clavi (Hühneraugen)

Die Ursachen, welche zur Bildung von Verhornungen (Callositas und Clavi) führen, kann man in vier Gruppen unterteilen:

 


  1. Physikalische Kräfte (Belastungen), die auf die Haut einwirken:

  • Druck und Reibung (Friktion)

  • steter Druck besitzt verformende Kräfte

  • Druck alleine verursacht keine Verhornung. Nur in Verbindung mit der Reibung kommt es zur Clavusbildung

  • Je nach Intensität der Reibung entsteht Wärme bzw. Hitze, kompensiert durch Steigerung der Durchblutung und Erhöhung der Zellteilungsrate der Oberhaut

  • Reibung besitzt den größten Einfluss auf Schwielen- und Hühneraugenbildung

  • Unterscheidung von statischer (ohne Bewegung) und dynamischer Reibung (mit Bewegung)

  1. Prädispositionen (Veranlagungen), die Hautreiz begünstigen bzw. ermöglichen:

  • Clavi bilden sich immer an bevorzugten Stellen (Ausnahmen: Clavus milliaris)

  • Druck und Reibung sind nur Vorbedingungen für Entstehung

  • Gelenkversteifungen, Beweglichkeitseinschränkungen, Fehlstellungen usw. sind Prädispositionen

  1. Physiologische Auswirkungen (Stressbelastung)


  1. Andere Einflüsse auf die Zellproliferation der Oberhaut:

  • Chemische Reize (starke Säuren)

  • biologische Reize (Virusinfektionen)


Verhornungsarten


  1. Großflächige Hornhautverdickungen (Schwielen):

  1. Allgemein:

  • durch Reizung entstandene, flächige Verhornung entstehen grundsätzlich an allen stressbelasteten Stellen der Haut

  • Die Fläche der Verhornung richtet sich nach dem Umfang der mitbeteiligten Prädispositionen

  • Schwiele => glasig gelb; mazerierte Verhornungen => milchig gelb

  • pathologische Schwielenbildung erst, wenn die Schichtdicke normale physiologische Grenzen überschreitet

  • 2 Stadien:

  • I: Patient hat keine oder wenig Schmerzen (unangenehmes Empfinden)

  • II:Schwiele verursacht ein Brennen auf der Haut, was in Ruhephasen nachlässt


  1. Schwielenbehandlung:

  • grundsätzliche Entfernung der Schwielen

  • Entfernung großflächiger Schwielen mit geeigneten Instrumenten nur soweit, bis die Elastizität der umliegenden Hautschichten erreicht ist

  • Randverhornung (Scharte) bei Risikopatienten besonders sorgfältig ohne Verletzung abtragen

  • Entlastung der betreffenden Hautstellen durch RS und DE, Einlagen oder Orthesen


  1. Kleinflächige Verhornungen:

  1. Verhornung des Nagelfalzes:

  • Unterscheidung normale Verhornung und Onychophosis (Ausbreitung im gesamten Nagelfalz + Verhärtung des Nagelwalls; Farbe: glasig-glänzend

  • Behandlung: Onyclean, stumpfes Skalpell,


  1. Wucherndes Oberhäutchen

  • grundsätzlich wucherndes Nageloberhäutchen nicht mehr als 1 mm von der Cuticulagrenze schneiden oder fräsen


  1. Periunguale Verhornung

  • lateraler Nagelwall der fünften Zehe; prox. Nagelwall der Großzehe

  • Seitendruckempfindlichkeit ist auch nach der Behandlung noch vorhanden!!!

  • Behandlung: 5. Zehe=> 20-30% AgNO3, Entlastung durch RS; Großzehe: Vliestamponade (Unguentacid)


  1. Hühneraugen (Clavi)


Claviarten


  1. Einheitliche Lagebezeichnungen:

  • Unter der Nagelplatte = subungual => z.B. Cd. subungualis

  • im Nagelfalz = Sulcus => z.B. Cd. sulci

  • an der Fußsohle = plantar => z.B. Cd. plantaris

  • auf der Zehenkuppe = apex => z.B. Cd. apex


  1. Clavus durus (Cd.)

  • Aussehen: glasig, feste Konsistenz

  • Form: kegelförmig, in die Tiefe gehender Hornkonus, rund, nach anschneiden weiße Schnittfläche zu sehen

  • Schmerzen: auf vertikalen Druck

  • Lage:

  • dorsale Seite der Zehengelenke

  • plantar im Bereich der MFK´s

  • subungual, Sulcus, apex


  1. Clavus mollis (Cm.)

  • Aussehen: weiß, mazeriert

  • Form: flach, unscharf begrenzt

  • ?weiches Hühnerauge?

  • Lage: IMMER INTERDIGITAL, oft an beiden einander zugewandten Seiten der Zehen


  1. Clavus miliaris (Cmil.)

  • Aussehen: hirsekornartige, flächige Verhornung

  • Ursache: vermutlich stoffwechselbedingte Verhornungsstörungen

  • Schmerzen: verursacht kaum Schmerzen

  • Lage: häufig an der Ferse oder medialen Fußseite


  1. Clavus vascularis (Cv.)

  • Hühnerauge, in das Kapillargefäße eingedrungen sind

  • beim anschneiden als dunkle Punkte / Striche zu erkennen (Einblutungen oder abgestorbene Gefäße mit geronnenem Blut)

  • Schmerzen: auf seitlichen Druck

  • Lage: alle Bereiche des Fußes, die besonderen Belastungen ausgesetzt sind


  1. Clavus neurovascularis (Cnv.)

  • beim Cnv. Wachsen hypertrophierte Papillen in die übermäßige Verhornung hinein, deswegen keine einheitliche Tiefe der Verhornung

  • üblicherweise kein zentraler Kern

  • Namen: Neuro=Nerven; Vascularis = Gefäßreich

  • Schmerzen: auf seitlichen Druck, Entfernung kann schmerzhaft sein, blutet sehr schnell

  • Lage:

  • dorsale Seite der Zehengelenke

  • plantar im Bereich der MFK´s

  • subungual, Sulcus, apex


  1. Clavus neurofibrosus (Cnf.)

  • Beschreibung: großflächiges Clavus, hypertrophierte Papillen

  • Namen: Neuro=Nerven; fibrosus =aus Bindegewebe bestehend, faserreich

  • Schmerzen: auf seitlichen Druck, auch nach gründlicher Entfernung der Hornschicht, leicht blutend

  • Lage:

  • unter phalangealem Gelenk der Großzehe

  • plantar unter den MFK-Gelenken I, II, III, V


  1. Clavus papillaris (Cp.)

  • Aussehen: Erhebung, ähnlich Cd, scharf umrissenen (evtl. mazerierten) äußeren Rand des Kerns; in der Tiefe beerenförmige Einlagerung

  • Schmerzen: auf seitlichen Druck

  • Lage:

  • gleiche Stellen wie Cd. Oder Cm.; selten apex